A conversation with Nazan Eckes, Cem Özdemir, Ülkü Schneider-Gürkan, Murat Kayman and Merve Kayikci about identity, the fear of conflicts in public and the sweet taste of childhood


Kayman: An meine Kindheit erinnert mich vor allem der Geschmack einer eiskalten Wassermelone mit Schafskäse. Aber auch bestimmte Lebensmittel, die es anfangs in Deutschland noch nicht gab. Gebratene Auberginen, in haydari getränkt, einer Joghurtsoße mit Knoblauch und Minze. Meine Mutter fragte einmal im Supermarkt nach Auberginen, in unseren ersten Monaten in Deutschland. Der Mitarbeiter des Supermarkts meinte tatsächlich: Nein, so etwas verkaufen wir nicht, das ist doch giftig.
Eckes: Der Bohneneintopf meiner Mutter, kuru fasülye, der ist auch heute noch mein Leibgericht! Das ist für mich wirklich Zuhause, Geborgenheit. Bis heute bringt sie uns einen Topf pro Woche nach Hause.
Kayikci: Früher habe ich es gehasst, aber heute, wenn ich krank bin, ist das Einzige was mir helfen kann: Tarhana Çorbası. Eine Suppe aus Mehl, die in der Sonne vor sich hin gärt, mit Joghurt und Tomaten beispielsweise.




Schneider-Gürkan: Ich habe immer dafür gekämpft, dass die Kinder richtig Türkisch lernen. Goethe hat gesagt, Türkisch klingt, als würde die Nachtigall singen. Viele ö, ü und so weiter. Ich war mit einem Deutschen verheiratet; wenn mein Mann mir gesagt hat, ich liebe dich, da musste ich lachen. Ich liebe dich, das bedeutete für mich nichts. Das Wort Liebe klang für mich wie Fenster oder Tür, eine weitere deutsche Vokabel. Es ist etwas anderes, wenn man als Kind eine Sprache lernt, als wenn man eine mit 20 lernt. Wir sind mittlerweile geschieden – aber nicht deswegen (lacht).

Zeit Magazin, № 31 / 2021
Photo Editor: Maximilian Virgili
Interview: Emilia Smechowski
and Özlem Topçu